Joseph Haydn zählt unbestritten zu den bekanntesten und berühmtesten Komponisten unserer Zeit. Schon zu Lebzeiten wurde er nicht nur als Dirigent und Komponist, sondern auch als Mensch geehrt und geschätzt. In seinem beispiellosen Einfallsreichtum setzte er in seinen Kompositionen deutliche Zukunftssignale und war gleichzeitig Wegweiser für viele Komponisten sowohl seiner Zeit als auch nachfolgender Generationen.
In seinen 77 Lebensjahren, von denen erfast 40 im Dienste der Esterházys, einem der mächtigsten und reichsten Fürstengeschlecht der Habsburgischen Monarchie stand, erlebte er wie fast wie kein anderer Künstler unterschiedliche kulturelle Strömungen und gesellschaftliche Umbrüche. Sein musikalisches Dasein war ursprünglich geprägt von der Barockmusik mit ihrer großräumigen Melodik und ihrer Dichte in der Harmonik und endete im spezifischen Stil der Wiener Klassik', der Musik von höchstem künstlerischen Rang. Er entwickelte und begründete das klassische Streichquartett, führte die Symphonie zu ihrer Vollendung in der Vertiefung ihres Gehalts und sein künstlerisch kompositorisches Schaffen gipfelte in seinen unvergeßlichen Oratorien ‚Die Schöpfung' und ‚Die Jahreszeiten'. Joseph Haydn war durch sein Schaffen künstlerischer Wegbereiter unterschiedlicher OEuvres, aber auch Freund, Lehrer und Gönner vieler namhafter ‚großer Meister' wie bspw. Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Johann Nepomuk Hummel u.a.m.
Die gesellschaftlichen Umbrüche der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts hinterließen nicht nur im Leben Joseph Haydns ihre Spuren, sondern spiegelten sich auch in seinen Kompositionen wider.
Joseph Haydn wurde am 31. März 1732 in Rohrau/Leitha als ältestes von zwölf Kindern geboren. Sein Vater, Mathias Haydn, war Wagnermeister und im betagten Alter Dorfrichter. Haydns Mutter Anna Maria diente als Köchin auf Schloß Rohrau, dem Sitz der Grafen Harrach. Die Familie war arm und lebte in bescheidenen Verhältnissen. Haydns Vater spielte Harfe und sang dazu, hatte aber keinerlei musikalische Ausbildung genossen und konnte auch nicht Noten lesen. Der Ort Rohrau liegt im heutigen Niederösterreich, in der Nähe der heute slowakisch-ungarischen Grenze. Die Leitha war damals Grenze zwischen Österreich und Ungarn. Obwohl Rohrau selbst ausschließlich deutsche Bewohnerschaft hatte, lernte Haydn in den umliegenden Dörfern früh die Musik anderer Ethnien kennen. Er verinnerlichte diese unterschiedlichen musikalischen Elemente dermaßen, daß noch in seinen Spätwerken Klänge von Zigeunerfideln und Melodien kroatischer, slowakischer und ungarischer Volkslieder hörbar sind.
Früh erkannte man das musikalisches Talent des ‚kleinen Haydn', zunächst in seiner herrlichen Sopranstimme. In seinem sechsten Lebensjahr wurde er im Frühjahr 1738 nach Hainburg in Niederösterreich zur Schule geschickt. Hier lernte Joseph Haydn Lesen und Schreiben, erhielt aber auch Unterricht im Singen und fast in allen Saiten- und Blasinstrumenten. Einen besonderen Platz nahm auch die Beschäftigung mit dem Katechismus ein, da ihn seine Eltern gern als Geistlichen gesehen hätten. Doch konnte sein Interesse an diesem Beruf nicht geweckt werden. Später wird er von dieser Zeit, in der er im Hause des Schulrektors Franck untergebracht war, erzählen: "Ich verdanke es diesem Manne noch im Grabe, daß er mich zu so vielerley angehalten hat, wenn ich gleich dabey mehr Prügel als zu essen bekam."
Entdeckt durch Georg Reutter, dem Wiener Domkapellmeister, kam Joseph Haydn im Frühjahr des Jahres 1740 als Chorknabe an den Stephansdom in Wien. Die soziale Fürsorge der Chorknaben und auch ihre Ausbildung war sehr schlecht. Sie bekamen nur einen notdürftigen Unterricht in Latein, der Religion sowie dem Rechnen und Schreiben. Jedoch hatte der kleine Joseph tüchtige Lehrer auf verschiedenen Instrumenten und auch im Singen. Da er über einen wunderschönen Sopran verfügte, war er in seinen jungen Jahren in Wien als Solosänger bei Adeligen und sogar am Kaiserhof sehr beliebt. Auf Grund seines Stimmbruches, aber auch wegen disziplinärer Schwierigkeiten wurde er gegen Ende des Jahres 1749 aus dem Domchor zu St. Stephan entlassen, und sein jüngerer Bruder Michael, der seit 1745 ebenfalls Sängerknabe war, übernahm fortan die Soli.
Nach seiner Entlassung aus dem Domchor bezog Haydn im Alter von 16 Jahren eine unbeheizbare Dachkammer im Michaelerhaus in der Nähe der Wiener Hofburg. Es folgten Jahre der Armut, und er mußte sich als unbekannter Musiker durchschlagen. Diese Zeit war hart für ihn, dennoch verlor er nie den Mut und meinte später: "Durch diese Elende Brode gehen viele Genies zu Grund, da ihnen die Zeit zum Studieren mangelt. Die Erfahrung traf mich leider selbst, ich würde das Wenige nie erworben haben, wenn ich meinen Compositionseifer nicht in der Nacht fortgesetzt hätte."
Das er damals trotz aller Entbehrung auch glücklich gewesen war, bezeugt seine folgende Aussage: "Ich konnte auf meinem von Würmern zerfressenen Clavier arbeiten und beneidete keinen König um sein Glück." Im Michaelerhaus knüpfte er auch seine ersten wichtigen Kontakte, so lernte er den Hofpoeten Metastasio kennen. Zu dieser Zeit studierte Haydn mit Leidenschaft die Klaviersonaten von C.Ph.E. Bach. Besondere Folgen hatte auch Haydns Bekanntschaft mit dem bekannten Komponisten und Gesanglehrer Nicola Porpora, welcher ihm die italienische Sprache beibrachte und eine Anstellung als Klavierlehrer bei einer spanischen Familie verschaffte. Porpora, der auch Unterricht im Singen erteilte, bediente sich des jungen Haydn als Klavierbegleiter; für diesen war es die Gelegenheit, die italienische Methode im Begleiten vollkommen kennen und ausüben zu lernen und sich auch das nötige Rüstzeug für das Opernkomponieren anzueignen. Dafür nahm er die nicht gerade freundliche Behandlung von Porpora in Kauf, der in selbst für Kammerdienerdienste ausnützte. "Da fehlte es nicht an Asino, Coglione, Birbante und Rippenstößen; aber ich ließ mir alles gefallen, denn ich profitirte bey Porpora im Gesange, in der Komposition und in der italienischen Sprache sehr viel."
Etwa um 1756 oder 1757 zog Haydn in eine bessere Unterkunft auf der Seilerstätte, wo er jedoch beraubt wurde und ihm kaum noch etwas von seinen ohnedies nur bescheidenen Besitztümern übrig blieb. Es folgte eine kurzfristige Anstellung beim Baron Fürnberg auf dessen Schloß Weinzierl in der Nähe von Wien, wo er vorübergehend auch die Möglichkeit zum Wohnen hatte. Für und im Auftrag von Baron Fürnberg schrieb er seine ersten Streichquartette. Im Jahre 1758 wurde Haydn als Kammerkomponist und Musikdirektor beim Grafen Morzin in Lukavec angestellt. Dies bedeutete für ihn ein regelmäßiges Einkommen und soziale und gesellschaftliche Verankerung, aber auch die Möglichkeit, seine musikalische Fähigkeiten an einem adeligen Hof unter Beweis zustellen. Hier komponierte er bereits Trios und seine ersten Symphonien. Noch vor seiner Anstellung beim Grafen Morzin lernte Haydn die Familie des Perückenmachers Keller kennen, deren ältester Tochter Maria Anna er Musikunterricht erteilte und die er auf Zureden deren Vaters am 26. November 1760 zu St. Stephan ehelichte. Nachdem der Graf Morzin seine Ausgaben reduzieren mußte, löste er die Kapelle auf und vermittelte Haydn ein neues Engagement bei Paul Anton Fürst Esterhazy.
Am 1. Mai 1761 wurde Joseph Haydn von Paul II. Anton als Vizekapellmeister (zuständig für den weltlichen Teil der Hofkapelle) eingestellt und kam so an jenen Fürstenhof, dem er zeitlebens verbunden bleiben sollte. Er wurde Mitglied einer fürstlichen Hofgesellschaft und somit Teil einer Gemeinschaft mit festen Traditionen. Neben dem gesellschaftlichen Aufstieg bedeutete das jährliche Gehalt von 400 Gulden zweifellos auch die Festigung seiner finanziellen Situation. Die Leistungen, welche er dafür zu erbringen hatte reichten von der Organisation über die Pflege der Instrumente und des Notenmaterials bis zum Konzertieren und Komponieren.
Nach dem Tod von Paul II. Anton im Jahr 1762 trat sein Bruder Nikolaus I., der "Prachtliebende", die Majoratsherrschaft an. Er erhob nach dem Tod von Gregor Joseph Werner im Jahre 1766 Haydn zum ersten Kapellmeister der Esterházy'schen Hofkapelle, zuständig für alle Bereiche, von der Kirchenmusik über die Kammer- und Theatermusik bis hin zur Tafelmusik. Damit begann die weit über die Grenzen des Habsburgerreiches bekannte Glanzperiode des Musik- und Theatergeschehens am fürstlichen Hofe Esterházy. Nikolaus wurde nicht ohne Grund "der Prachtliebende" genannt. Er erbaute neben seinen bereits bestehenden Anwesen das herrliche Schloss Eszterháza am Südufer des Neusiedler Sees. Er liebte die Künste, insbesondere die Musik. Fürst Nikolaus I. war selbst auch Musiker, er spielte das Baryton; ein Gambeninstrument mit zusätzlichen freischwingenden Saiten, die auch gezupft werden können. Haydn komponierte für Nikolaus I. allein mehr als 150 Werke für dieses Instrument.
Der hohe Anspruch des Fürsten trieb Haydn zu zahlreichen Symphonien, Opern, Messen, und Kammermusikstücken. Oft konnte Haydn vor Arbeit kaum Luft holen, dennoch bekannte er später: "Mein Fürst war mit allen meinen Arbeiten zufrieden, ich erhielt Beifall, ich konnte als Chef eines Orchesters Versuche machen, beobachten, was den Eindruck hervorbringt und was ihn schwächt, also verbessern, zusetzen, wegschneiden, wagen. Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selber irre machen und quälen, und so mußte ich orginal werden." Um 1766/67 beschloß Nikolaus das Schloss Eszterháza im heutigen ungarischen Fertöd zu seiner Sommerresidenz zu machen. 1768 wird das Opernhaus in Eszterháza mit der Uraufführung von Haydns Oper "Lo Speziale" feierlich eröffnet.
Joseph Haydn lebte am Esterházyschen Hof eher isoliert. Er litt unter jener Einsamkeit, die aber ideal und notwendig für sein Schaffen war. Während dieser Zeit kam er nur in beschränktem Maße mit den entfernteren Strömungen des europäischen Musiklebens in Berührung. Nur selten konnte er die nahe gelegenen Städte Wien oder Preßburg besuchen. Bis etwa 1775 hatte seine Hauptaufgabe darin bestanden, für den fürstlichen Hof Instrumentalmusik und Kirchenmusik zu komponieren und diese zu leiten. Ab dem Jahr 1776 wurde mit regelmäßigen Opernaufführungen, sozusagen eine Esterházy'sche "Sommeroper", begonnen. Haydn beschäftigte sich zunehmend mit der Gattung der Oper, und diese verdrängte zeitweise jede andere Musikaktivität des Komponisten. So dirigierte er etwa in einem Jahr 125 Aufführungen von 17 Opern und sein Ruhm sowohl als Operndirigent als auch als Opernkomponist stieg mit jedem weiteren Werk.
Nikolaus I. förderte jedoch Haydn nicht nur um dessen Musik willen, sondern weil Haydns Kompositionen die Hofhaltung seines Stils unterstrich und zu seiner eigenen Repräsentation diente. Haydn selbst war genial genug, um sich den äußeren Rahmenbedingungen, die ihm am Fürstenhof geboten wurden, anzupassen und den Erwartungen seines Dienstherren zu entsprechen.
Nach dem Tod von Nikolaus I. im Jahre 1790 wurde die Hofkapelle von dessen Nachfolger in der Majoratsherrschaft, Fürst Anton, aus Kostengründen aufgelöst. Joseph Haydn behielt zwar nominell seine Anstellung als Hofkapellmeister, wurde aber mit einer Pension von 1400 Gulden in Pension geschickt und mußte folglich diese Funktion nicht ausfüllen. Zu diesem Zeitpunkt war er 58 Jahre alt und sehnte sich danach, erfüllte Jahre in Wien zu verleben. Joseph Haydns Weg am Hof der Esterházys begann als Hausoffizier des Fürsten Paul II. Anton. Seine gesellschaftliche und soziale Stellung war formal hierarchisch geregelt Er war Bediensteter eines aristokratischen Hofes mit all seinen Funktionen und Tätigkeiten und nur wenigen Freiräumen. In den folgenden Jahren änderte sich infolge seines steigenden Ruhmes auch seine soziale und gesellschaftliche Stellung am Hof. Haydn pflegte immer öfter und intensiver in Kreisen zu verkehren, die gesellschaftlich und intellektuell einer höheren Schicht angehörten. Mit dem Tod von Fürst Nikolaus I. im Jahr 1790, der Auflösung der Kapelle und der Pensionierung Haydns durch Fürst Anton, brach für den Komponisten ein gänzlich neuer Lebensabschnitt an. Durch die Verlegung seines Wohnsitzes nach Wien eröffneten sich ihm sowohl in künstlerischen als auch in wirtschaftlichen Belangen völlig neue Möglichkeiten.
Joseph Haydn war zum Zeitpunkt seiner Pensionierung schon weit über die Grenzen der habsburgischen Monarchie bekannt und beliebt. Seine Werke wurden bereits in Paris, Berlin, Amsterdam und anderen europäischen Metropolen verlegt und aufgeführt. Der russische und insbesondere der spanische Hof bewunderten und begehrten seine Kompositionen. 1782 gelangte auch in Amerika erstmals eine Haydnsymphonie zur Aufführung. Graf Anton Grassalkovics versuchte den nunmehr "beschäftigungslosen" Komponisten als Leiter seiner Hofkapelle nach Preßburg zu verpflichten. Ein besonderes attraktives Offert kam auch von König Ferdinand IV. der ihn an seinen glanzvollen Hof in Neapel lud. Haydn nahm jedoch das Angebot Johann Peter Salomons, eines bedeutenden Impresarios und Konzertmanagers der damaligen Zeit an, der ihn 1791 nach London engagierte. Einer Unterredung über die bevorstehende Reise zwischen Salomon, Mozart und ihm entsprang eines der berühmtesten Zitate Haydns.
Nachdem Mozart den Meister von der Reise abhalten wollte und zu "Papa Haydn" meinte, dass er zu wenige Sprachen für so ein Vorhaben spräche, antwortete Haydn: "Meine Sprache verstehet man durch die ganze Welt." Haydn und Salomon reisten über München nach Bonn und von dort weiter nach Calais, wo sie am 1.1.1791 den Kanal übersetzten.
In London wurde Haydn binnen kürzester Zeit zum Mittelpunkt des Musikgeschehens. Er selbst war fasziniert von dieser Millionenmetropole, in der er begeistert gefeiert wurde. Die Engländer liebten und schätzten seine Musik. Viele neue Anregungen schlugen sich in zahllosen Kompositionen nieder. Er schuf in jener Zeit eine Reihe hervorragender Werke, zu denen vor allem die 12 Londoner Sinfonien gehören. Die "Londoner Zeitung", 1792: "Nie hatten wir einen reicheren musikalischen Genuß. Freilich ist nicht zu verwundern, daß Haydn den für die Musik empfänglichen Herzen ein Gegenstand der Verehrung, ja Anbetung sein muß; denn gleich unserem Shakespeare bewegt und regiert er die Leidenschaften nach seinem Willen."
Insgesamt unternahm Haydn zwei Reisen nach London. Bei seiner ersten Reise 1791/92 traf er zum Händelfestspiel in der Westminster Abbey ein, welches zum Gedenken an den Komponisten Georg Friedrich Händel veranstaltet wurde. Haydn war begeistert von den Ausmaßen der englischen Orchester, die viel größer waren als jene in seiner Heimat. Seine zweite Reise nach London 1794/95 stellte den Höhepunkt seines symphonischen Schaffens dar. Neben der musikalischen Arbeit widmete er sich aber auch intensiv dem gesellschaftlichen Leben und schloß auf diesem Wege Freundschaften mit Persönlichkeiten des Englischen Königshofes und der Kirche. Seine gesellschaftlichen Kontakte erreichten eine neue Dimension. Er pflegte Bekanntschaften mit König George III. und der Königin von England, dem Prince of Wales, dem Herzog und der Herzogin von York und vielen anderen Aristokraten und Mitgliedern des Hochbürgertums. Er wurde mit viel Respekt bedacht und erhielt viele Ehrungen So wurde ihm im Jahr 1791 das Ehrendoktorat für Musik der Universität Oxford verliehen. In London lebte er ein freies, ungezwungenes Leben als freier Künstler: "Wie Süss schmeckt doch eine gewisse freyheit, ich hatte einen guten Fürsten, mußte aber zu Zeiten von niedrigen Seelen abhängen, ich seufzte um Erlösung, nun ahnte sich sie einigermaßen."
Im Jahre 1794 starb Fürst Anton, und sein ältester Sohn Nikolaus II. trat sein Erbe in der Majoratsherrschaft an. Er reinstallierte 1795 das Hoforchester und berief Haydn erneut als Kapellmeister. Dieser nahm die Aufforderung Fürst Nikolaus II. Esterházys an. Die Esterházys hatten das Schloss Eszterháza in Fertöd aufgegeben. Sie residierten nur noch in Eisenstadt und Wien. Der zu dieser Zeit berühmteste Komponist des Kontinents ließ sich nunmehr in Wien nieder.
In seinen letzten Lebensjahren wurde Haydn die Ehrenbürgerschaft der Stadt Wien verliehen. Er erhielt große Auszeichnungen und wurde von aller Welt mit Ehren überhäuft: Medaillen und Titel aus Amsterdam, Stockholm, St. Petersburg und Paris. Er bekam zahlreiche Besuche aus dem In- und Ausland, obwohl er zunehmend vom Alter geschwächt war. Seine Visitenkarte trug die Signatur "Hin ist alle meine Kraft, alt und schwach bin ich".
Ab 1802 war er von allen seinen amtlichen Pflichten befreit. Sein letzter Auftritt als Dirigent erfolgte zum Kirchweihfest von St. Stephan am 26. Dezember 1803. Als sich 1804 seine Dienstunfähigkeit immer mehr abzeichnete, wurde ihm der bekannte Klaviervirtuose und Komponist Johann Nepomuk Hummel als Konzertmeister zur Seite gestellt. Der Mann, der eine Wende in der Musikgeschichte bewirkt hatte, zog sich für immer aus dem öffentlichen Leben zurück. Verschiedenste Verleger bemühten sich, Gesamtausgaben von seinem Werk zu schaffen, und auch Biographen interessierten sich für Joseph Haydns Leben. In Haydns letzten Tagen erlebte die Stadt Wien eine bedrückende Zeit. Napoleon hatte die Stadt belagert und besetzt. Nach der Kapitulation der Stadt wurde Joseph Haydn immer schwächer. Am 31. Mai 1809 starb er 77jährig friedlich in seiner Wohnung in Wien und wurde am 1. Juni auf dem Hundsthurmer Friedhof beerdigt. Am darauffolgenden Tag wurde in der Gumpendorfer Kirche ein Requiem für ihn zelebriert. Zwei Wochen später hielt man in der Wiener Schottenkirche einen großen Gedenkgottesdienst ab, bei dem Mozarts "Requiem" erklang. "Wiens ganze schöne Welt erschien, die meisten in Trauer. Das Ganze war sehr feyerlich und Haydns würdig."
Da Haydn einen Großteil seines Lebens den Esterházys "gedient" hatte, beschloß Fürst Nikolaus II. Esterházy die sterblichen Überreste Joseph Haydns in der Eisenstädter Bergkirche beizusetzen.
Joseph Haydn war durch sein Schaffen künstlerischer Wegbereiter unterschiedlicher OEuvres, aber auch Freund, Lehrer und Gönner vieler namhafter "großer Meister" wie bspw. Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig von Beethoven, Johann Nepomuk Hummel, Ignaz Joseph Pleyel, Luigi Cherubini u.a.m. Sein Verhältnis zu Mozart, den er 1784 kennenlernte, beruhte auf höchster gegenseitiger Anerkennung. Er besuchte denselben einigemale in dessen Wohnung in Wien und lernte bei dieser Gelegenheit auch Leopold Mozart kennen. Im Jahre 1789 wohnte er auf Einladung Mozarts einer Probe dessen Oper "Cosi fan tutte" bei und war auch bei deren Uraufführung anwesend. Von besonderer Wertschätzung Mozarts zeugen die Haydn gewidmeten Streichquartette. Am 15. Dezember 1790 traf Haydn Mozart zum letzten Mal vor dessen Tod, von dem er, als er in London davon erfuhr, zutiefst erschüttert war. Auf seiner Rückreise aus London lernte Joseph Haydn im Juli 1792 in Bonn Ludwig van Beethoven kennen. Dieser kam im November desselben Jahres nach Wien, um bei Haydn Komposition zu studieren. Auch war geplant, daß er diesen bei seiner nächsten Reise nach London begleiten sollte. Im Mai 1793 übersiedelte Haydn gemeinsam mit Beethoven nach Eisenstadt, um hier den Sommer zu verbringen. Im November 1795 besuchte Haydn ein Konzert, in dem erstmals die Werke Beethovens aufgeführt wurden. Im darauffolgenden Dezember wurde im Redoutensaal neben drei Londoner Symphonien Haydns auch Beethovens Klavierkonzert in B-Dur geboten. Weitere gemeinsame oder gegenseitige Besuche von Konzerten der beiden großen Meister sind bekannt. 1807 hielt sich Beethoven wieder in Eisenstadt auf, schied jedoch von dort im Zorn, da seine C-Dur Messe vom Fürsten nicht gnädig aufgenommen wurde. Von der Beziehung Haydns zu Beethoven kann gesagt werden, daß sie keineswegs so ungetrübt und komplikationslos war wie jene zwischen Haydn und Mozart. Dies dürfte wahrscheinlich am etwas eigenwilligen Charakter Beethovens und dem größeren Altersunterschied zu Haydn gelegen sein. Die Freundschaft Joseph Haydns zu vielen Großen seiner Zeit zeugt sowohl von seiner künstlerischen als auch von seiner menschlichen Größe.
Viel Spass beim
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